Wenn der Schuh bei Integrationen drückt

Übernahmen und Zukäufe gehören zum Geschäftsalltag. Sie sind umso erfolgreicher, je schneller das Unternehmen integriert wird, sobald die regulatorischen Hürden genommen sind. Meilensteine werden fixiert, IT-Plattformen migriert und die Führungsstruktur definiert. Vergessen geht dabei oft der Faktor „Mensch“. Skepsis und Unkenntnis der Mitarbeitenden sind die Ursache von Widerständen, die sich verheerend auf den Integrationsprozess auswirken können. Ein Lösungsansatz.

Post-Merger-Syndrom
Die negativen Auswirkungen eines sogenannten „Post-Merger-Syndroms“ sind unzufriedene, unmotivierte Mitarbeitende und schliesslich tiefe Produktivität. Als Folge davon bleiben der Erfolg und die erhofften Synergien aus.

Der Faktor „Mensch“ wird in Integrations- und Transformationsprozessen unterschätzt. Ein begleitender Prozess für das mittlere Management und die Mitarbeitende sind der Schlüssel zum Erfolg.


Der Faktor „Mensch“
Mitarbeitende unterschiedlicher Unternehmenskulturen zusammenzubringen, wird in der Regel unterschätzt. Dies konnte ich bei Fusionen und Übernahmen immer wieder selbst erfahren. Als Kommunikationsverantwortliche war ich für viele Integrationsprozesse im M&A Bereich verantwortlich; dazu gehörte zum Beispiel die Integration einer kleinen Finanzboutique in einen Bank-Konzern. Neben der operativen und technischen Integration wurde in der ersten Phase zu wenig Gewicht auf die Menschen gelegt. Teams arbeiteten gegeneinander und nicht miteinander, oft fehlte schlicht das Verständnis für den Sinn und Zweck der Akquisition. Die gemeinsame Vision, aus dem Finanzinstitut ein modernes, den digitalen Ansprüchen der Kunden ausgerichtetes Unternehmen zu formen, ging neben der Hektik vom Projektmanagement und technischen Herausforderungen unter. Das führte zu Unsicherheiten, Widerständen und unkooperativen Verhalten auf beiden Seiten. Es bestand akuter Handlungsbedarf.

Mittleres Management als treibende Kraft
Oft im Sandwich zwischen Top-Management und Teamleitung kommt dem mittleren Management die eigentliche Aufgabe zu, die Integration zum Erfolg zu führen. Deshalb verdient diese Gruppe besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Wird dies professionell begleitet, entfaltet sich die Wirkung wie ein Schneeballsystem. Wie funktioniert das? Im beschriebenen Fall konkretisierte das mittlere Management in Workshops den Nutzen und die zukünftige Strategie. Wichtige Fragen wurden beantwortet:

  • Welche Vorteile hat die Akquisition?
  • Welche gemeinsamen Projekte werden angegangen?
  • Wo will das Unternehmen in 2 Jahren stehen?
  • Welche Teilerfolge sollen gefeiert werden?

Dank dem gemeinsamen Verständnis und der gemeinsamen Sprache wurden die Führungskräfte befähigt, in ihren Teams die Integration voranzutreiben und die gemeinsame Vision zum Leben zu erwecken.

Glaube und Wille müssen stimmen
Erst das geschlossene Auftreten von Kader und Geschäftsleitung führte zur angestrebten Integration. Wissen, Überzeugungskraft und vor allem der unumstössliche Glaube und Wille an das Zukunftspotenzial des Unternehmens versetzten Berge. So einfach sich das anhört – das Resultat stellt sich nicht von selbst ein.

Prozessbegleitung
Ein strukturierter Prozess mit Fokus auf dem mittleren Management ist in Integrationen und Transformationen ein zentraler Erfolgsfaktor. Das mittlere Kader muss aktiv involviert und motiviert werden, nicht nur die Vision zu schärfen, sondern diese zu kommunizieren und als treibende Kraft vorzuleben. Diese Investition zahlt sich in hohem Ausmass aus. Denn der Softfaktor „Mensch“ wird in Integrationsprozessen zum Hardfaktor. Ohne das Engagement und die Loyalität der Mitarbeitende können die Früchte einer Akquisition nicht geerntet werden.


Autorin
Ute Dehn berät und begleitet seit über 20 Jahren M&A Prozesse in der Finanz-, Industrie- und Gesundheitsbranche. Als Mitglied der Geschäftsleitung leitete sie Integrations- und Transformationsprozesse bei UBS, GE (General Electric Company), Swiss Re, Accenture und der CSS Versicherung. Sie verfügt über einen Master of Arts der Universität Basel und einen Executive Master in Corporate Finance der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ausserdem ist sie Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft (HWZ) Zürich für Interne Kommunikation, Change-, Krisen- und Reputationsmanagement.


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